Leseprobe

„Am Abend des siebenten Tages nach unserer Flucht durch den Teltow - Kanal traten wir aus dem Auwald und sahen den Strom. Weit und stumm breitete er sich in das späte Licht des Tages, ein Spiegel den Bäumen des Auwaldes, in dem die Sphäre des Himmels verdämmerte, fremd und wunderbar. Da sagte Marie: Ich kann nicht schwimmen. Diesen Satz höre ich noch immer. Er war der Schlag aus dem Nichts, der schwarze Griff, das Anschwanken der Ohnmacht, wenn der Haken aus dem Fels bricht und der Sturz ein helles, ein scharfes Bild ist über der Tiefe. Ich vergaß ihn nicht. …“ Elbnacht

 

„Ein Arm flog über den Grabenrand durch die Luft und fiel im Winken. Ja, dachte er, getroffen … dachte, zur Strecke gebracht. … Und es war so, als gehörte sein Finger einem anderen, als ob er sich zuschaute und überrascht eine Tat betrachtete, die nicht seine war, und beruhigt wusste er noch neunundzwanzig von dreißig Schüssen im Magazin seiner Waffe. … Und als Froner den vom Kopf gerissenen Helm eines Kameraden im Grabenrand liegen sah, verstand er, was das Soldatenhandwerk wirklich ist. …“
Der kurze Krieg des Soldaten Froner

 

„Das Stallbild aber holte ihn ein. Als er seinen Arm mit der Bieternummer hob und der Auktionator – zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – zugeschlagen hatte und das Stallbild sein Eigentum geworden war, als er in die Nacht hinein trank und tanzte, hatte ihn seine Vergangenheit gefasst … wusste er doch längst, dass ihn der Krieg nicht lassen würde … Er wußte: Nur in ihm bin ich in mir, verstehe und fühle ich mich. …“
Stallbild

 

„Der Offizier nahm sein Weinglas. Das ist, stellte er fest, das ist kein Krieg, das ist - und er blickte um sich - das ist eine humane militärische Aktion, eine unvermeidbare. Er sah mich an. … Die Männer und Frauen traten nah heran und umstellten mich. Ich hörte sie atmen. Sie lauschten, drehten die Köpfe hin und her, einmal nach links und dann nach rechts, und dann bot die Frau des Präsidenten dem Oberstleutnant ihren Arm. Der, sagte sie, der Bahner ist alt und der redet vom Krieg! Und sie zeigte auf mich. …“
Ein Maientag