Leseprobe

„Hinter der angelehnten Wohnzimmertüre konnte man die Hand eines Kindes erkennen. Ängstlich … lugte es um die Ecke, vorausahnend, was nun geschehen würde. Wie jeden Tag… Es schloß die Augen, als könnte es so die Realität ausblenden. Die Hände verkrampft. Das kleine Herz schlug. Hart. …“
Ina von Wintzingerode: Das kleine Herz

„Süßer Frieden. Stille Ruh. Für alle Ewigkeit! Ich gähne in Gedanken. Erst Abenteuer, Gefühle und Spannungen machen mein Leben so lebenswert. Süßer Frieden! Stille Ruh! Ich schlafe schon! Nein! Es stellt mich nicht zufrieden. Warum kommt erst mit dem Tod das anscheinend Gute? Und warum gefällt mir das Gute nicht? Kann ich es ändern? Beeinflussen? Warum antwortet mir keiner? …“
Riccarda Scherner: Süßer Frieden. Stille Ruh.


„Plitsch, platsch.
Oh, wie das Wasser spritzt,
wenn ich in die Pfützen hopse!
Mein roter Regenmantel ist so anders
als die grauen dummen fetten Regenwolken.

Hüpf, hüpf.
Meine Haare sind ganz nass,
längst durchgeweicht. Egal.
Ich lege den Kopf in den Nacken,
strecke die Hände zum Himmel
und lache.

Ich bin eine tanzende
bunte Schirmchenballerina.
Nur ohne Schirm.
Ich bin eine Regen-Ballerina,
nur längst nicht so fein,
längst nicht so langweilig,
längst nicht so diszipliniert
und längst nicht so rosa.

Meine Zunge rot wie Erdbeermarmelade
fängt die Tropfen.
Ich bin ein Ungeheuer:
Uaaaaaaah.
Ich fresse euch,

Ich lache weiter.
Noch fünf Minuten lang. Dann bin ich wieder erwachsen.“
Maria-Kristin Foit: Regen

„Ein letztes Mal zupfte ich eine Haarsträhne zurecht. Zog den Lippenstift nochmals nach. Nur zur Sicherheit. Kritisch musterte ich mich in dem großen Spiegel an der gegenüberliegenden Wand. Bei meinem eigenen Anblick entlockte sich mir ein Lächeln. Ich sah perfekt aus. Strahlend schön! Wie aus einem Traum entsprungen. Die schönste Frau der Welt. ...“
Carolin Meisel: Perfektion