Leseprobe

„… Später habe ich studiert, mal hierhin, mal dorthin. Nebenher begann ich mit Theaterkritiken Geld zu verdienen. Schauspieler wollt ich auch werden und stand dreimal zu Proben auf irgendwelchen Bühnen. Doch nie kam es zur Premiere. Ob das immer an mir lag? …"

So inszenierte ich nun selbst eine politische Revue an der Werkstatt des Berliner Schillertheaters; eine Schauspielerin fragte mal, ob ich viel Geld verlöre, wenn es keine Premiere gäbe, und sie hätte Erspartes, das sie mir geben könne, wenn es nicht zur Premiere käme. Als dann meine Freundin zur Vorstellung anreiste und die Kritiken las, meinte sie: ’Also du hättest es schärfer verrissen!‘ Da wurde ich wieder Kritiker.“

Der Lauf des Lebens

 

„Ich halte nichts vom Leistungssport, und ich halte ebenso wenig vom Schulsport, wie zumindest ich ihn dreizehn Jahre lang genossen habe. Bevor ich nun ein paar Einwände gegen diesen Sport äußere, möchte ich auf den wahrscheinlich bei vielen hochsteigenden Verdacht, ich sei eben eine total unsportliche, zu kurz gekommene Erscheinung, antworten: Davon ausgehend, dass weder mein Meniskus eingerissen noch das Herz vergrößert ist, dass nichts gestaucht, verprellt und ausgeschnackelt ist, noch meine Bandscheiben ächzen und knirschen, könnte man freilich folgern, dass ich ein sehr
unsportlicher Mensch sein müsse. Meine gute Konstitution habe ich aber zu einem Großteil den Gepflogenheiten im Schulsport zu verdanken. …“

Erinnerungen an den Schulsport

 

„Papier, bedrucktes Papier, wo du hinschaust in deiner Wohnung, ja, wo du hintrittst ohne achtzugeben: da stürzen Bücherstapel um und Zeitungshäufchen rutschen hinterdrein, Herausgerissenes, Vorsortiertes, Magazine, Sonderseiten und Literaturbeilagen, große – und möglicherweise großartige – Reportagen aus China und vom Psychosymposion in Waldsassen; es ist widerlich, denn all das hast du dir zurecht-und zurückgelegt zum Lesen, irgendwann, wenn du Zeit hast. Doch nie kommt diese Zeit. Und immer wachsen die Hügel-chen und Türmchen in den Winkeln hinter den Sesseln, unter Tischen, neben dem Bett: Das alles musst du, musst du noch durchackern! Den Artikel über die Frage, warum in München keine Kultur möglich sei, diesen da über alternativen Landbau um 1900 und den Bericht vom Überangebot an Kultur in München und über Thomas Bernhards Kindheit erst recht – es ist ja alles so unglaublich spannend und wert, es zu wissen; das kannst du doch nicht wegschmeißen, einfach in den Reißwolf, wie dumm das doch wäre! Nicht zu reden von den Bücherstapeln. Ganz zu schweigen von den Manuskripten, die man dir zuschickt.
Die Mülltonne ist keine Lösung. …“

Das Leben zwischen Ausriss-Halden